Wake-on-LAN über das Internet
Intro:
Von überall auf der Welt auf seinen eigenen Rechner zugreifen
zu können hat einen eigenen Reiz. VPN, Remote Desktop und Teamviewer
sind nur einige tolle Anwendungen mit denen man Zugriff oder Kontrolle
über entfernte Rechner bekommen kann. Logische Grundvoraussetzung
für alle diese Anwendungen ist allerdings, dass der entfernte Rechner
eingeschaltet ist. Tag und Nacht den Rechner laufen zu haben um hin-
und wieder darauf zuzugreifen ist allerdings aus ökologischen Gesichtspunkten
kaum zu vertreten.
Die Lösung heißt Wake-On-LAN (abgekürzt: WOL) und dient
dazu ausgeschaltete Rechner mit Hilfe des sogenannten Magic-Paket
"aus der Distanz" einzuschalten. Wie der Name es schon sagt ist WOL
eigentlich nur dazu gedachte über das LAN (local area network)
also das lokale Netzwerk zu funktionieren. Um dies auch über das
Internet (also durch einen Router hindurch) tun zu können gibt
es meines Wissens zwei Lösungen. Entweder man hat einen Router
mit einem Fernwartungs-Web-Interface über das man das Magic-Paket
zu einem Rechner im LAN schicken lassen kann oder man benutzt eine Software/App
um dies zu tun. Letzteres erfordert aber einige Einstellungen die im
Folgenden beschrieben sind.
Dieser Artikel stützt sich vor allem auf die Seite der Uni
Magedeburg, enthält aber auch weiterführende Details.
Hardwarevoraussetzung:
- "Da ein ausgeschalteter Rechner im LAN keine IP-Adresse besitzt,
kann das Magic-Paket nur durch eine Broadcast-Nachricht (=Nachricht
an alle Rechner im Netzwerk) innerhalb des lokalen Netzes verschickt
werden." Aus Sicherheitsgründen wird das Versenden von Broadcastnachrichten
aus dem Internet an ein lokales Netzwerk normalerweise vom Router
verhindert. Um das WOL aus dem Internet dennoch zu ermöglich
muss der Router "die Funktionalität besitzen, die an dem
definierten Port empfangene IP-Nachricht als Broadcast in das lokale
Netz zu senden." Bei den meisten Homeroutern wird diese Funktionalität
nicht dokumentiert sein, somit bleibt leider nur ausprobieren.
Meine FRITZ!Box 7570 erlaubt z.B. die Umsetzung zu einem Broadcast
nicht, so dass mir nur die Lösung über das Web-Interface
der Fritzbox bleibt.
- Der PC den du einschalten möchtest respektive die Netzwerkkarte
müssen WOL-fähig sein. Dies erkennst du im BIOS, wenn ein
dementsprechender Eintrag vorhanden ist (siehe unten). Rechner die
nur über WLAN an das Netz angeschlossen sind können meines
Wissens nicht gestartet werden.
Einstellungen:
- Im BIOS des einzuschaltenden PC's muss WOL freigeschaltet werden.
- Damit der Rechner nicht nur aus dem komplett ausgeschalten Zustand
sondern auch im Standby- oder Hibernate-Modus hochgefahren werden
kann, müssen im Gerätemanager für die Netzwerkkarte
folgende abgebildete Einstellungen vorgenommen werden.
Sollten die unteren beiden der drei folgenden Optionen
grau dargestellt und somit gar nicht aktivierbar sein, obwohl im
BIOS das WOL eingeschaltet ist und die WOL Optionen in den Eigenschaften
der Netzwerkkarte eingeschaltet sind, so kann dies an einem falschen
oder nicht aktuellen Netzwerkkarten-Treiber liegen (so bei mir geschehen).
Dass nur Management Stations den Rechner hochfahren können
soll wohl bewirken, dass die Netzwerkkarte nur auf das Magic-Paket
reagiert und somit das darunter beschriebene Problem, dass der Rechner
unerwartet aufweckt, reduziert wird.

- Punkt 1 und 2 müssen auch vorgenommen werden wenn man den Rechner
nur über das LAN aufwecken will. Nun aber zu den spezifischen
Punkten zum Aufwecken aus dem Internet. Zunächst muss in der
Firewall der Port 9 für Anfragen von außen freigegeben
werden. Die IP-Adresse an die die Anfragen weitergeleitet werden kann
im Prinzip frei gewählt werden, da der Router wie oben erwähnt
die Anfrage selbständig in einen Broadcast umwandeln muss damit
es auch bei ausgeschaltetem Rechner funktionieren kann. Du kannst
aber auch versuchen direkt die Broadcast-Adresse (hier z.B. 192.168.9.255)
einzugeben. Um zu sehen ob der Router die Umwandlung zum Broadcast
macht, kann es auch sinnvoll sein bewusst nicht die IP-Adresse des
Zielrechners einzugeben und anschließend mit dem "WOL -
Magic Paket Sender" zu kontrollieren ob das Magic-Paket trotzdem
auf allen PC's auf dem Netzwerk ankommt.
Das Ganze präsentiert sich im Web-Interface vom Router unter Umständen
wie folgt.

- Da der Router im Internet nach einem Stromausfall nicht mehr zwingend
die gleiche IP-Adresse hat wie davor, ist es des Weiteren sinnvoll
z.B. mit Hilfe von dyndns.org einen dynamischen DNS Service einzurichten,
damit du statt der veränderlichen IP-Adresse des Routers nur
dessen Domain-Namen z.B. meinrouter.dyndns.org einzugeben brauchst.
- Nun brauchst du nur noch ein Software-Tool oder eine App die ein
Magic-Paket an eine bestimmte IP/DNS schicken kann.
Für den PC kann ich "WOL - Magic Paket Sender" empfehlen,
da dieses Tool es nicht nur erlaubt ein Magic-Paket zu versenden,
sondern auch anzuzeigen ob eins empfangen wurde. So kannst du testen,
ob die Firewall das Magic-Paket erfolgreich durchlässt und der
Directed Broadcast funktioniert.
Die MAC-Adresse der Netzwerkkarte des PC's den man aufwecken will
erhältst du wenn du auf diesem PC in der Shell (Start/Run/cmd)
die Zeile "ipconfig /all" eingibst.
Als iPhone-App kommt zum Beispiel "Mocha WOL" in Frage. Hier musst
du unbedingt darauf achten, dass die Option "WOL on LAN"
ausgeschaltet ist, da das Magic Paket ansonsten nur lokal und nicht
über das Internet versendet wird.
Debugging:
Sollte das Einschalten nicht auf Anhieb klappen, könnt ihr schrittweise
wie folgt vorgehen um den Fehler zu finden.
- Kontrolliere ob bei ausgeschaltetem PC eine LED an der LAN-Buchse
des PCs oder des Switch leuchtet. Ist dies nicht der Fall so gibt
es wahrscheinlich bei den Einstellungen zu Punkt 1 oder 2 ein Problem.
- Verschicke mit einem zweiten PC am lokalen Netzwerk das Magic-Paket
nur lokal statt über das Internet. Starte dazu am eingeschalteten
PC1 den Magic Paket Sender im Empfangsmodus. Starte den Magic Paket
Sender ebenfalls am PC2 und stelle ihn wie folgt ein, die IP-Adresse
und Subnet-Mask erfahrt ihr wieder mit Hilfe von ipconfig.
Meldet PC1 keinen Empfang von einem oder mehreren Magic-Pakets, so
musst du deine LAN-Konfiguration überprüfen.
Werden die Magic-Pakets empfangen, so kannst du einen Schritt weitergehen
und den PC1 ausschalten und von PC2 aus erneut Magic-Pakets versenden.
Schaltet der PC1 nicht ein, so liegt ein Problem bei den Einstellungen
1 oder 2 vor.
- Ist das Aufwecken über das lokale Netzwerk erfolgreich aber
über das Internet nicht, so liegt das Problem auf Seiten des
Routers. Unter Umständen kann es passieren, dass der PC einige
Sekunden nach dem Ausschalten noch eingeschaltet werden kann, später
aber nicht mehr. Dies ist der Fall wenn das Magic-Paket nicht als
Broadcast sondern an seine IP-Adresse versendet wurde. Eine gewisse
Zeit hält der Router die IP-Adresse nach dem Ausschalten noch
vor bevor sie aus der ARP-Tabelle gelöscht wird. Genau solange funktioniert
das Starten noch, auch ohne Broadcast. Hilft alles Einstellen nix,
so ist wahrscheinlich der Router nicht zur Konversion zum Broadcast
willig wie oben angedeutet.