Meine Erfahrungen beim Hausbau
Einleitung:
Seiten mit technischen Bautipps gibt es wie Sand am Meer, deshalb will
ich will hier eher auf die Bauplanung und -organisation eingehen.
So war es geplant:

Inhaltsverzeichnis:
Allgemeines:
- Kommunikation ist das A und O beim Bauen. Ich hatte das Glück, dass der Bauunternehmer mir einen Vorarbeiter
geschickt hatte der mitgedacht und gut mit mir kommuniziert hat. Damit war eine sehr gute Grundlage für den Rest gelegt.
- Obwohl man es als Luxemburger gewohnt ist mit unterschiedlichsten Nationalitäten und Sprachen zu tun zu haben, so habe ich doch
gemerkt, dass es weniger rund läuft wenn eine gemeinsame Sprache fehlt in der man sich auch technisch fließend ausdrücken kann.
- Selbst im Zeitalter des Internets spielt die Distanz immer noch eine Rolle. Ich hatte ein Gewerk von etwas weiter her geholt (1 Stunde für den Hinweg).
Da tut man sich schwer kurz bis hin zu fahren um Details zu klären. Dies galt sowohl für mich als auch für den Handwerker.
- Wenn man mit ausländischen Betrieben arbeitet, sollte man sich bewußt sein, dass man auch im Ausland
vor Gericht ziehen muss, wenn es unausweichlich wird.
- Ein schönes Grundstück in toller Lage zu finden ist eine Sache, wie man darauf bauen darf eine andere.
Informiert euch vor dem Grundstückkauf bei der Gemeinde und Ponts & Chausséees über die Bedingnungen vor Ort,
wie maximale Bauhöhe, maximale Bautiefe, einzuhaltende Abstände oder Dienstbarkeiten (Franz.: servitudes).
Bauleitung:
Wer glaubt, dass ein Bauleiter den Bau leitet, der glaubt auch, dass ein Zitronenfalter Zitronen faltet!
- Bauen in eigener Regie
Ich habe mich für 6000 Euro aus einem Knebelvertrag herausgekauft und anschließend in eigener Regie und ohne Bauleiter gebaut.
Ich würde es jederzeit wieder tun, bin mir aber bewußt, dass aus zeitlichen Gründen nicht jeder die Möglichkeit dazu hat.
Viele trauen sich das Bauen in eigener Regie zudem fachlich nicht zu. Mit zwei Voraussetzungen ist es trotzdem machbar:
-
Man muss sich regelmäßig einen halben Arbeitstag frei machen können.
In der Planungsphase hatte ich 1-2 Termine pro Woche mit Handwerkern und anderen Gewerken.
In der Bauphase ist eine regelmäßige Präsenz ebenfalls unabdingbar für ein erfolgreiches Bauen.
Wer einen festen 8h-17h Job hat und keinerlei Gefühl fürs Handwerk aufweisen kann, dem würde ich abraten
in eigener Regie zu bauen.
-
Man braucht ein Minimum an technischem und logischem Verstand. Dabei reicht es fast schon, wenn man versteht:
- was eine Wärmebrücke respektive Kältebrücke ist.
- dass mit der Luft die einem Haus unkontrolliert entweicht im Winter auch Wärme und Feuchtigkeit verloren geht.
Alles Weitere lernt man von Mitstreitern und von Handwerkern bei der Angebotserstellung,
denn die erklären einem gerne auf was man achten muss.
Die Vorteile in eigener Regie zu bauen liegen auf der Hand:
- Mit keiner anderen Eigenleistung kann man so viel sparen.
Generalunternehmer (Promoteur) verlangen schon mal 15% Zuschlag für ihre Leistung auf jede von ihnen koordinierte Arbeit.
- Keiner kontrolliert motivierter als ihr selbst. Bauleiter werden kaum öfter als zweimal die Woche auf der Baustelle vorbeischauen.
Das reicht nicht um alle Handwerker in die Lage zu versetzen fehlerfrei zu bauen.
Es sei aber auch bemerkt, dass
bei mir viel häufiger die Dokumente (Angebote, Pläne und Abrechnungen) fehlerbehaftet waren als die handwerkliche Arbeit.
Selbst die notarielle Urkunde solltet ihr kontrollieren.
- Wenn es nicht voran geht, kann es nur an einem selber oder dem Handwerker liegen.
Einen Dritten der ständig die Schuld auf den schiebt der gerade nicht anwesend ist gibt es nicht.
- Auch wenn ihr mit einem Generalunternehmer baut, gibt es zig Entscheidungen zu treffen.
Um die qualifiziert nehmen zu können müsst ihr euch eh informieren. Das kostet Zeit.
Der zeitliche Mehraufwand dann auch noch die Arbeiten zu koordinieren scheint mir da eher gering zu sein.
- Ihr braucht euch nicht über Rechnungen zu ärgern in denen steht "Überwachen und Unterhalten der
Baustellenanschlüsse während der Ausführung
pauschal 690 Euro", die dann mit dem Argument
"Ja wir müssen jeden Tag den FI-Schutzschalter testen." begründet werden.
- Bauen mit einem Architekten
Damit ist gemeint, dass ein Architekt nicht nur die Pläne zeichnet sondern auch die Koordination der Bauphase übernimmt.
Der Vorteil liegt hier darin, dass der Architekt im Allgemeinen einen festen Betrag für die Leistung kriegt und ihr frei in der Wahl
der Handwerker seid.
Alles steht und fällt natürlich mit der Person. Da Kreativität und Koordinationsfähigkeit eine sehr seltene Charakterkombination sind,
sollte man sich nicht scheuen zwei verschiedene Architekten für den Entwurf und die Koordination zu holen.
- Bauen mit einem Generalunternehmer (Promoteur)
Gute Generalunternehmer sind eine seltene Zucht, aber es gibt sie. Das Problem ist, dass man, zumindest in Luxemburg,
kaum noch ein Grundstück ohne Bindung an einen ganz bestimmten Generalunternehmer kriegt. Wenn man sich dann noch
in ein Grundstück verguckt, dann ist man schneller in den falschen Händen als ich es je für möglich gehalten hätte.
Zudem scheint man Entscheidungen umso schneller und leichtsinniger zu fällen, je größer die Beträge sind. Kaufen wir uns eine
Waschmaschine lesen wir akribisch alle Rezensionen auf Amazon, aber bei einem Haus von einer halben Million vertrauen
wir blind dem netten Verkäufer der mit der späteren Bauleitung meist überhaupt nichts mehr zu tun hat. Ihr habt sicherlich gemerkt, ich rede aus eigener Erfahrung.
Der Generalunternehmer gibt einem oft eine Bauleistungsbeschreibung damit man weiß, was man für sein Geld kriegt.
Will man später mehr haben als in der Bauleistungsbeschreibung festgelegt ist, so hat man kaum noch eine Kontrolle über die Mehrkosten,
denn nun spielt die Konkurrenz nicht mehr.
Solltet ihr euch dennoch in die Hände eines Generalunternehmers geben wollen, so besteht darauf, dass ihr mit einem oder zwei
zufriedenen Kunden in Abwesenheit des Verkäufers reden könnt.
Sich einen Bau nur zusammen mit dem Generalunternehmer ohne den Kunden anzuschauen ist
wenig sinnvoll, denn ihr erfahrt nicht mit wieviel Mehrkosten und Streit es zu dem Resultat gekommen ist.
Dieses Prinzip gilt natürlich für alle anderen Gewerke genauso.
Ein extrem wichtiges Dokument beim Bauen mit einem Generalunternehmer ist das Lastenheft, das vertraglich festgehalten wird.
Nehmt euch sehr viel Zeit das durchzulesen und im Detail zu studieren. Lasst euch auf jeden Fall das Lastenheft von einem unabhängigen
Bauexperten kontrollieren und versucht das Lastenheft von Anfang an so präzise wie möglich an euren tatsächlichen Bedarf schreiben
zu lassen, damit die Fälle bei denen später Aufpreise fällig werden so selten wie möglich auftreten. Dies ist natürlich leichter gesagt
als getan, denn gerade am Anfang fehlen einem noch oft das technische Verständnis und der Überblick.
Planung & Organisation:
Ich habe mehr als ein 3/4 Jahr geplant und es hätte durchaus auch noch mehr sein können. Anfangs dachte ich die Badplanung könnte ich
z.B. auch im Laufe der Arbeiten machen, aber ich habe unterschätzt wie viele Details Auswirkungen auf den Rohbau haben. Dazu später mehr.
- Macht euch Notizen mit allen Infos die ihr bei Handwerkern oder von Bekannten bekommt.
- Legt euch für jedes Gewerk einen Ordner/Schnellhefter an
in den ihr all eure Notizen und Prospekte legt. Vor allem technische Details wie Abstände, Dimensionen, Vor- und Nachteile von Produkten solltet
ihr euch aufschreiben.
- Wenn ihr informatisch fit seid, dann speichert ein Maximum an Informationen in digitaler Form und legt euch auch eine digitale Ordnerstruktur an.
- Wenn im Kundengespräch oder auf der Baustellenbesprechung Sätze fallen im Stil "Wir machen Ihnen das.", "Das ist kein Problem." oder "Sie kriegen das.",
dann müsst ihr hellhörig werden. Ihr versteht nämlich leicht darunter "Wir machen Ihnen das gratis." aber der Handwerker meint meistens
"Das ist prinzipiel gegen Aufpreis möglich.". Fragt also sofort nach den Kosten und haltet das Abgemachte anschließend schriftlich per Fax oder Email fest.
Es leuchtet zwar jedem ein, dass nur das zählt was auch schriftlich festgehalten wurde,
aber in der Flut von Informationen ist es nicht einfach die entscheidenden Momente und Aussagen herauszufiltern.
Auch aus Zeitmangel wird euch das eine oder andere Detail durch die Lappen gegen.
- Ein Besuch bei der Energieberatung ist nicht verkehrt.
Budget & Finanzen:
Dass man sich zuerst einmal bei seiner Bank informieren sollte wieviel Geld einem maximal für den Hausbau zur Verfügung steht, brauche ich
hoffentlich keinem zu erklären. Aufgepasst in Zeiten niedriger Zinsen und den in Luxemburg üblichen
"prêt à taux variable". Wenn man einen hohen Prozentsatz seines Gehalts für die Tilgung des Kredits ausgeben muss
und die Zinsen ziehen an, ist man schnell in der Überschuldung. Nicht alle Bankangestellen weisen einen auf dieses Risiko hin.
Alternativ kann man einen "taux fixe" vereinbaren, aber unterm Strich kommt man dabei meist schlechter weg, da Banken den
Festzins eher konservativ also zu Ungunsten des Kunden ansetzen.
Lasst euch nicht blenden von günstigen Angeboten der Generalunternehmern.
Ein Haus mit Stand der Technik lässt sich nicht beliebig günstig bauen.
Billig und gut kann man legal nur bauen wenn man entweder klein baut oder viel
Eigenleistung hineinsteckt.
Die Faustformeln im Stil "2000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche" oder
"500 Euro pro Kubikmeter" haben bei mir nicht funktioniert. Ich rate
euch zusammen mit Bekannten die vor kurzem gebaut haben oder auf Basis von Angeboten eine Aufstellung der
geschätzten Kosten pro Kostenstelle anzufertigen.
Das müsst ihr für die Bank ohnehin oft machen. Hier eine Liste meiner
Kostenstellen:
- Notar- & Bankkosten
- Baugenehmigung
- Architekt
- Bestandsaufnahme vor Baubeginn
- Provisorische Anschlüsse für Baustellenstrom und -wasser
- Statiker
- Sicherheitskoordinator (in Lux. vom Gesetz vorgeschrieben)
- Versicherungen
- Rohbau
- Dach
- Fenster
- Garagentor
- Außenanlagen
- Hausanschlüsse
- Heizung, Sanitärrohinstallation & Lüftung
- Elektrik
- Innenputz
- Estrich
- Bodenbeläge
- Badezimmer & WC
- Fassade
- Maler
- Küche
- Türen
- Kaminofen
- Innentreppe & Geländer
- Photovoltaikanlage
- Blowerdoor-Test
- Abfindungen für entlassene Gewerke
Mir ist es übrigens trotz der langen Planungsphase nicht gelungen vor Baubeginn für alle Kostenstellen ein Angebot einzuholen.
Auch mein Haus ist teurer geworden als anfangs erhofft, ich kann euch also keine Spartipps geben
außer die Konkurrenz spielen zu lassen und systematisch auf einem Skonto zu bestehen.
Ein "Schutz" gegen bankrott gehende Firmen ist übrigens, dass ihr keine Anzahlungen leistet. Vereinbart Zahlungsbedingungen entsprechend
dem Fortschritt der Arbeiten. Geht ein Handwerker bankrott, so habt ihr nie mehr Geld drin stecken als auch tatsächlich Arbeit
geleistet wurde. Nur der Küchenbauer bestand bei mir auf einer Anzahlung für die getätigte Planungsarbeit.
Schnittstellen:
Die Planung und Überwachung der Schnittstellen ist eine der Hauptaufgaben der Bauleitung.
Als Schnittstellen verstehe ich in diesem Kontext die Berührungspunkte zwischen verschiedenen
Teilsystemen respektive Gewerken. Die wichtigsten Beispiele sind die Hausanschlüsse und etwaige Anbauten zum Nachbarn.
Überlegt euch frühzeitig in welchen Raum ihr die Hausanschlüsse einführen wollt und nehmt Kontakt
mit den Versorgern (Strom, Wasser, Gas, Post, Gemeinschaftsantenne) auf um deren Forderungen an die
Trassenführung, die Wanddurchführungen und den Anschlussraum zu klären und lasst euch wenn möglich
schriftlich bestätigten, dass eure Planung ok ist. Viele Versorger haben immer noch ein Monopol und
ihr müsst euch deshalb meist ihren Forderungen fügen. Hier umzuplanen wenn der Rohbau schon steht kann sehr
teuer werden.
Die Hausanschlüsse sind übrigens durchaus geeignet um einen Generalunternehmer zu bewerten. Schaut euch an wie er
das Thema in einem bestehenden Haus gelöst hat. Erkennt ihr eine Struktur oder ist es ein wildes Durcheinander?
Auch die Verhandlungen mit dem Nachbarn über etwaige Anbauten oder Grenzwände können sehr anstrengend sein.
Die kommunalen Bautenreglemente legen oft fest wer welche Kosten zu tragen hat, aber auch technisch ist
das Bauen gegen eine bestehende Wand Punkto Abdichtung eine Herausforderung.
Weitere in diesem Kapitel zu beachtende Punkte sind:
- Energie- und Wärmedämmkonzept
- allgemeine Abdichtung des Hauses/Kellers gegen eindringendes Wasser und Feuchtigkeit
- Verlauf der Fallrohre
- Durchführungen durch die Außenhaut des Hauses oder die thermische Hülle. Siehe auch die
Baudetailzeichnungen auf energiesparaktion.de.
- Abdichtung und Dämmung von Terrassen, Balkone und Vorsprüngen
Bekanntlich soll man vermeiden, dass Bodenplatten aus Beton vom kalten Außenbereich ohne thermische
Entkopplung in den warmen Innenbereich hineinlaufen. Dies ist aber aus statischen oder architektonischen
Gründen nicht immer möglich. Dem geübten Fachmann wird bei meinem Haus gleich die Terrasse im Obergeschoss
und die Terrasse über der Garage auffallen. In diesen Fällen soll die Wärmebrücke mindestens 1m breit
Richtung kalten Bereich weitergedämmt werden. Deshalb musste meine Terrasse im OG komplett auf der Betondecke
gedämmt werden und die Terrasse über der Garage mindestens 1m breit über und unter der Platte isoliert werden.
Dies hat aber zur Folge, dass die wasserführende Schicht um die Dicke der Dämmung höher liegen kommt.
Die wasserführende Schicht soll aber bei bodentiefen Fenstern mindestens 15cm tiefer liegen
als die Türschwelle damit bei durchschnittlichen Wintern kein Schnee am Fensterrahmen stehen kann. Siehe auch
hier.
Ich habe das Problem bei der Terrasse über der Garage durch eine im Aussenbereich abgesenkte Bodenplatte gelöst.
Dadurch kann ich über der Decke dämmen und trotzdem mit einem wasserdurchlässigen Terrassenbelag und einem Gitterrost einen
barrierefreien Ausgang erzeugen. Zusätzlich mit der verspringenden tragenden Wand ergibt sich allerdings
ein recht komplexes Bauelement.

- Trittschallschutz
Der Trittschallschutz entkoppelt den Estrich akustisch vom umliegenden Mauerwerk. Dies wird erreicht durch
Trittschalldämmung unter dem Estrich, Randdämmstreifen um den Estrich und im Idealfall gedämmten Abwasserrohren.
Da jeder Berührungspunkt zwischen dem Estrich und dem umliegendem Mauerwerk den Schallschutz verschlechtert,
solltet ihr peinlichst genau darauf achten, dass der Trittschallschutz lückenlos verläuft.
Mein Randdämmstreifen wurde z.B. vom Heizungsbauer verlegt. Heute würde ich darauf bestehen,
dass der Streifen an die Wand getackert wird bevor der Estrichleger kommt. So kann man genau
kontrollieren ob der Streifen durchgehend verläuft und ob die untere Trittschalldämmung bis press an den
Randdämmstreifen verlegt wurde. Wird die genaue Positionnierung erst durch
den Erstrichleger vorgenommen hat man anschließend kaum noch Kontrollmöglichkeiten.
Das Argument, dass die Tacker ebenfalls den Schall in die Wand koppeln, scheint mir gegenüber dem Risiko viel
größere Fehlstellen vernachlässigbar.




- Installationsschacht
Ein zentraler Installationsschacht über alle Etagen ist zwar ein
unbeliebtes Bauteil weil es Platz nimmt, er ist aber langfristig von unschätzbarem Wert
damit das Haus mit dem Stand dem
Technik wachsen kann. Viele neue Techniken verlangen nach einer zentralen Steuereinheit die
sich am besten über einen zentralen Installationsschacht mit dem Rest des Hauses verbinden
lässt, z.B. zentrale Lüftung, Computernetzwerk, Alarmanlage.
Ich habe z.B. einen Schacht von 0,5m2 vorgesehen.
Im folgenden Bild seht ihr vom Kellergeschoss in den dreieckigen Schacht nach oben.
Da bei mir alle Lüftungsventile mit einzelnen Rohren angefahren werden ist der Schacht entsprechend voll.
Es bleibt aber noch etwas Platz.

Architekt:
Eine wichtige Person wenn es um die Umsetzung eures Traums geht.
Die Wege zum richtigen Architekten sind wahrscheinlich vielfältig. Neben dem Bauchgefühl gilt aber
die allgemeine Regel, dass ihr mindestens einen zufriedenen Kunden gesprochen haben solltet.
Ich habe mir die Architektin des Nachbarhauses geholt, weil mir das Haus sehr gefallen hat. Obwohl ich mit einer 1:1
Kopie hätte leben können, ist es durch eine gute Bedarfsanalyse zwar zu einer ähnlichen Architektur aber einer
ganz anderen Raumaufteilung gekommen.
Im Laufe der Planung solltet ihr mit dem Heizungsbauer die genaue Höhe des Bodenaufbaus festlegen,
da dies die Geschoßhöhen und den Fensterunterbau beeinflusst.
Wenn der Architekt auch die Bauleitung machen soll, siehe
den entsprechenden Abschnitt.
Statiker:
Hier gingen die Angebote vom Einfachen zum Doppelten, dabei hat der Günstigste einen super Job gemacht.
Er war auch mein neutraler Ansprechpartner bei allen Fragen zum Rohbau. Nicht alles was ihr euch
architektonisch ausgedacht habt, ist auch technisch ohne Weiteres machbar. Der Statiker kann euch neben
dem Architekt helfen die Kosten von verschiedenen architektonischen Details zu klären.
Es ist eine Kunst den Ausführungsplan des Architekten in Einklang mit dem Bewehrungsplan des Statikers zu behalten. Mit dem ersten
Ausführungsplan bin ich zum Statiker. Nach dem Vorgespräch hat dieser daraus einen ersten Bewehrungsplan
gezeichnet. Lasst euch diesen Plan im Detail erklären. Die Architektin hat daraufhin ihren Ausführungsplan
angepasst. Im weiteren Verlauf der Planung wurden noch zig Anpassungen am Ausführungsplan vorgenommen.
Kurz vor Baubeginn hat der Statiker dann einen neuen Bewehrungsplan gezeichnet. Scheut euch nicht jedes Detail
und jedes Maß auf beiden Plänen zu kontrollieren. Es wird ziemlich sicher Unstimmigkeiten geben die später
zu lästigen Baufehlern führen können.
Rohbau:
Um ein qualifiziertes Angebot abgeben zu können, braucht der Bauunternehmer folgende Unterlagen:
- Ausführungsplan
- Bewehrungsplan
- Energiepass
- Bordereau (Lastenheft mit dem Aufmaß der relevanten Flächen, Volumen und Massen)
Auf Anraten meines Statikers habe ich von ihm kein Bordereau anfertigen lassen.
Diese zeitaufwendige Arbeit musste also von jedem Bauunternehmer selbst durchgeführt werden. Da aber bei x eingeholten
Angeboten das Risiko x-1 zu x steht, dass der Bauunternehmer den Auftrag nicht bekommt, war die Detailliebe beim Erstellen des Métré
begrenzt und somit waren die Angebot kaum noch miteinander zu vergleichen. Ich würde euch also raten ein Borderau anzufertigen. Das könnt ihr durchaus selber
machen. Vor allem die Flächen der unterschiedlichen Wanddicken, die Wandlängen, die Volumen der Betondecken und -stützen sowie die
Masse an benötigtem Stahl werden gebraucht. Am besten werden diese Werte pro Stockwerk resp. Bodenplatte aufgelistet.
Ein nicht unerheblicher Kostenfaktor ist auch das auszuhebende und zu deponierende
Volumen an Erdreich, es sei denn ihr habt das Glück ein gutes Erdreich zu haben. Lasst euch in dem Fall nicht aufs
Auge drücken, das ist bares Geld wert.
Übrigens ist es beim Rohbau durchaus üblich die Flächen der Maueröffnungen von Türen und Fenster kleiner 2,5m2 zu ignorieren als
Kompensation für den Aufwand des Sturzes. Klärt aber im Vorfeld ab wie größere Fenster berechnet werden und besteht darauf,
dass Fenster und Türen ohne Überzug bei egal welcher Größe nicht berechnet werden. Hier wird dann gerne die deutsche VOB angeführt, die
aber in Luxemburg bestensfalls die Bedeutung einer Richtlinie hat. Auch in diesem Punkt könnt ihr zur Not die Konkurrenz spielen lassen.
Häufig wird für den Rohbau auch ein pauschaler Preis ausgemacht, der aber meines Erachtens ähnlich dem Taux fixe
meist zu eurem Nachteil sein wird. Da ich ein detailliertes und pessimistisches Angebot vom Bauunternehmer meines Vertrauens
vorliegen hatte, habe ich eine Bezahlung nach Aufmaß ausgemacht und das war auch gut so. Alleine beim Aushub habe ich 9000 Euro
gegenüber der Schätzung im Angebot gespart. Hier das Angebot (auf Bitten des Bauunternehmers allerdings preisbereinigt).
Lasst euch direkt im Ausführungsplan ein Maximum an Deckendurchführungen und Mauerdurchbrüchen einzeichnen. Kernbohrungen und
Stemmarbeiten sind zeitaufwendiger und kostenintensiver als die Öffnungen mauern zu lassen. Solche Öffnungen sind evt. nötig für:
- Hausanschlüsse
- Zu- und Abluft der Ventilation / Wärmepumpe
- Fallrohre
- Kamine
- Installationsschächte
- Öffnungen in den Installationsschachtwänden
- Verteilerschränke für die Elektroinstallation und die Fußbodenheizung in dünnen Zwischenwänden
Als Kontrollfreak hatte das Bauen mit den großformatigen Kalksandsteinen für mich klar den Vorteil,
dass im Vorfeld genaue Pläne davon erstellt wurden welcher Stein wo hin kommt und wo sich welche Maueröffnung
befindet. Nach der Freigabe der Mauerpläne kann dann kaum noch etwas schief gehen. Hier ein Beispiel:

Beachtet dass verschiedene Gewerke schon mal längere Vorlaufzeiten haben. Beim Rohbau waren das bei mir 3 Monate
zwischen Vertragsabschluss und Baubeginn, die man aber wieder sinnvoll in die Planung stecken kann.
Ein Baubeginn am Jahresanfang ist dem im Herbst klar vorzuziehen, damit der Rohbau nicht Gefahr läuft monatelang
im Nassen zu stehen. Außerdem fällt die Trocknung von Putz und Estrich dann noch in den Spätsommer.
Dach:
Hier sind die Ausführung der Durchführungen für den Kamin, die Entlüftungen und eventuell die
Photovoltaik oder Solarthermie zu klären. Lasst euch auch genau erklären wie der Anschluss der
Außenwanddämmung an die Dämmung des Dachs erfolgt und wie die Luft- und Diffusionsdichtheit hergestellt wird.
Bedenkt, dass massives Holz 3mal besser Wärme leitet als moderne Dämmmaterialien.
Holz kann also auch eine Wärmebrücke bilden.
Bei Flachdächern ist die benötigte Höhe der Attika zu klären.
Fenster, Türen & Verschattung:
Dies war ein unerwartet zeitaufwendiges Thema, denn ihr müsst wissen, dass jeder Fensterbauer die besten und schönsten
Fenster überhaupt baut und alle anderen die Fenster mit dem Stand der Technik von vor 20 Jahren zusammenschustern. Kein Witz!
Ihr versteht, dass es also nicht so leicht ist den tatsächlich besten für sich zu bestimmen. Lasst euch genau die
vermeintlichen Vorteile der jeweiligen Anbieter gegenüber den anderen erklären.
Es mag widersprüchlich klingen, aber Fenster sind eines der wenigen Themen an dem man meines Erachtens sparen kann wenn das Budget vorher schon
überstrapaziert wurde. Inzwischen gibt es nämlich sehr schöne und stabile Kunststofffenster die bessere Dämmwerte haben als
vergleichbare Holz- oder Alufenster aber deutlich günstiger sind. Kunstofffenster müssen innen auch nicht mehr zwingend weiß sein.
Kunststofffenster sind allerdings meist in der maximalen Höhe
begrenzt. Wenn ihr also Raumhöhen über 2,50m plant, dann wird es schwierig mit Kunststofffenstern, zumindest wenn ihr ohne Fensterstürze oder Unterzüge
auskommen wollt.
Bei Niedrigenergie- oder Passivhäusern ist eine Verschattung vorzusehen,
das heißt ein Schutz vor direkt einstrahlender Sonne die das Haus selbst
im Winter überhitzen könnte. Von Rollläden ist meist abzusehen, da man
ansonsten im Dunkeln sitzt, wenn man sich vor der Sonne schützen will.
Außerdem sind Rollläden eine schlecht Kombination mit den heute zunehmend
verwendeten feststehenden Fenstern, da erstere sich dann nicht auf der
Rückseite putzen lassen. Raffstores dagegen erlauben indirektes Licht
hineinzulassen aber direktes Sonnenlicht abzublocken. Siehe hierzu auch
den Abschnitt Elektrik.
Bei bodentiefen Fenster kann die Höhe des Bodenaufbaus entweder dadurch überbrückt werden, dass der Fensterbauer den Fensterrahmen nach unten
verlängert oder indem der Maurer z.B. den Kimmstein durchmauert und das Fenster anschließend auf dem Kimmstein steht statt auf der Betondecke.
Vor allem bei bodentiefen Fenstern oder Türen die zu einer Terasse oder Balkon führen ist letzteres meines Erachtens
vorzuziehen, da der Stein mit der Abdichtung verhindert, dass in der Bauphase Wasser ins Haus laufen kann. Das war trotz aller Vorkehrungen
ohne durchlaufenden Kimmstein bei mir fast ein Ding der Unmöglichkeit.
Fenstersockel in Stein |
Fenstersockel ohne Stein |

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Manche Fensterbauer setzen auch die nicht bodentiefen Fenster auf einen Isoliersockel um den das lichte Rohbaumaß dann erhöht werden muss.
Die Rolladen- oder Raffstorekästen bilden unter Umständen mit dem Fenster eine Einheit. Das Fenster kann also innerhalb der Wanddicke
nicht beliebig positioniert werden. Lasst euch also detailliert den Schnitt erklären. Bei mir sieht das z.B. so aus:

Tendenziell sollte der Kasten lieber etwas zu weit rein stehen als über die Dämmung hinaus, sonst gibt es beim Verputzen ein Problem.
Achtung bei Nebeneingangstüren die sich neben Garagentoren befinden: Die Türen sollte die gleiche Höhe haben wie das
Tor (z.B. 2,125m) damit man unter Umständen das gleiche Design für die Tür wählen kann wie für das Tor.
Wenn die Nebeneingangstür mittig in der Wanddicke sitzt, muss die Dämmung in der Laibung bis auf die Türzarge geführt werden.
Dementsprechend müssen die Rohbaumaße angepasst werden. Türen mit Standardmaßen sind hier deutlich günstiger.
Bestellt werden die Fenster oft erst nach Fertigstellung des Rohbaus um genau Maß nehmen zu können. Lieferzeiten von 6-8 Wochen sind keine Seltenheit.
Im Sommer können Elektriker und Sanitärfachmann diese Zeit nutzen, um die Vorinstallationen zu machen.
Heizung, Sanitär & Lüftung:
Neben der Klärung des Heizkonzepts ist wie schon angeklungen das frühzeitige Abklären des Fußbodenaufbaus wichtig.
Ich habe z.B. 7cm Vorestrich, 3cm Trittschallschutz der Trägerplatte für die Fussbodenheizung, 6,5cm Estrich in dem auch
die Rohre der Fussbodenheizung liegen sowie 1,5cm für Fliesen und Kleber. Die 7cm Vorestrich
erlauben es dem Elektriker die meisten seiner Rohre über die Sanitärrohre legen zu können statt diese alle unterstemmen zu müssen.
Er wird es euch danken.

Wenn ihr eine aufwendigere Elektrik plant, so solltet ihr in Betracht ziehen die Lüftungsrohre in die
Betondecke zu legen. Dies hat dann wiederum Auswirkungen auf die Statik und die Betondecken werden
sehr wahrscheinlich verstärkt werden müssen.
Wenn ihr übrigens nicht wollt, dass die Lüftung im Winter durch die ständige Zufuhr von trockener Aussenluft
eure Luftfeuchtigkeit auf einen absoluten Tiefpunkt fährt, dann hohlt euch eine Anlage mit einem
Enthalpiewärmetauscher der nicht nur die Wärme sondern auch die Luftfeuchtigkeit zurückgewinnt.
Bedenkt aber, dass
die Lüftung euch dadurch nicht hilft den Neubau trocken zu kriegen. Siehe auch den Abschnitt zur Fassade.
Elektrik:
Als Elektroingenieur war das natürlich ein wichtiges Thema für mich. Ich will jetzt
aber nicht die Werbetrommel für bestimmte Lösungen rühren, sondern das Thema Eigenleistung
ansprechen. Auf vielen Bautipp-Seiten wird davor gewarnt die Möglichkeiten der Eigenleistung zu
überschätzen. Das ist umso richtiger wenn ihr selber die Bauleitung übernehmt. Jede Stunde wo ihr
selber am Bau aktiv werdet, habt ihr weniger zur Kontrolle und Koordination zur Verfügung und
prompt werden euch Details durch die Lappen gehen.
Wenn ihr dennoch Eigenleistung einbringen wollt, trotzdem aber die Unterstützung von einem
Handwerker braucht, so überlegt euch ob eine Entschädigung nach Aufwand
(travaux en régie) nicht die Lösung ist. Das ist meist zu eurem finanziellen Vorteil,
denn bei einer Pauschale muss der Handwerker einen zeitlichen Puffer einrechnen
der bei kleinen Arbeiten mächtig ins Gewicht fallen kann. Das extremste Beispiel war bei mir das Einölen des Parketts.
Dafür hatte der Parkettleger 18 Stunden vorgesehen. Hier hatte ich Entschädigung nach Aufwand ausgehandelt. Es
stellte sich heraus, dass das Einölen auf dem gewählten Parkett deutlich leichter ging als üblich und die Chose in
3,5 Stunden über die Bühne war.
Ein paar technische Tipps kann ich mir dann doch nicht verkneifen. Gerade in
Niedrigenergie- und Passivhäusern sollte man die Gefahr der Überhitzung durch direkte Sonneneinstrahlung
nicht unterschätzen. Man braucht nicht zwingend ein voll automatisiertes Haus, aber einen automatisierten
Sonnenschutz sollte man nicht leichtfertig ausschlagen.
Damit ihr später im Sommer nicht ständig im Dunkeln
lebt sind meist Raffstores den Rollläden vorzuziehen.
Ich verwende zur Steuerung des Lichts mehrere Siemens Logo. Die hohen Anlaufströme der LED Schaltnetzteile haben
bereits nach anderthalb Jahren dazu geführt, dass der erste Relaiskontakt verklebt (verschweißt) ist. Ich
würde heute also dazu tendieren die Lampen nicht direkt mit der Logo zu schalten sondern ein Koppelrelais zwischenzuschalten.
Fliesen:
Wenn ihr das perfekte Resultat haben wollt, solltet ihr beim Planen des Rohbaus bereits eine Vorstellung haben
welche Fliesengröße ihr verwenden wollt und euch Gedanken um den Verlegeplan machen. Verwendet ihr zum Beispiel
60cm x 60cm Fliesen und der Architekt plant ein WC 126cm breit, so entsteht später unter Umständen an
einer Wand ein schmaler Fliesenstreifen. Läuft diese Wand dann auch nur etwas schräg, fällt dies deutlich
stärker auf als wenn ihr das WC 120cm breit gewählt hättet. Bedenkt auch, dass die Maße im Architektenplan
meist ohne Innenputz sind. Dies kann übrigens auch wichtig sein bei der Küchenzeile. Des Weiteren ist zu
klären, ob bei euren Fliesenmaßen die Fugen bereits eingerechnet sind oder nicht.
Vor allem bei einer offenen Architektur bei der die Fliesen durchgehend in mehrere Räume verlaufen, sollte ihr bereits
bei der Rohbauplanung einen Verlegeplan vom Architekten anfertigen lassen damit z.B. Folgendes nicht passiert.

Wärmedämmverbundsystem & Fassade:
Hier gilt: Ja nicht zu früh. Auch ich dachte anfangs, die Fassade sollte so schnell wie möglich aufs Haus kommen, damit
kein Regen ins Haus ziehen kann. Gerade bei diffusionsschwachen Wärmedämmverbundsystemen ist aber die Katastrophe vorprogrammiert
wenn Innenputz und Estrich erst nach der Fassade aufgetragen werden. Durch die Dampfsperre im Dachgeschoss und die
dichte Fassade kann die aus dem Putz und Estrich entweichende Feuchtigkeit nirgends hin.
Auch ohne Fassade kommt ihr ums Heizen und immer wieder Lüften kaum herum, es sei denn ihr habt das Glück
und fallt mit der Trocknungsphase in den Sommer. Mich hat der Betrieb der elektrischen
Fussbodenheizung 18000kWh Strom gekostet bis der Estrich trocken genug zum Verlegen des Parketts war.
Die Wirkung der Dampfsperre wurde mir beim Dachgebälk gut vor Augen geführt.
Aus organisatorischen Gründen musste das Dachgebälk kurz nach dem Gießen der letzten Betondecke errichtet werden.
Das Dachgeschoss wurde auf der Betondecke gedämmt und nicht im Gebälk.
Zwischen Betondecke und Dämmung hat der Dachdecker eine nicht zwingend notwendige Dampfsperre installiert.
Diese hätte aber die Trocknung der Decke behindert. Deshalb ließ ich die Dampfsperre und die Dämmung zunächst
nur im später schwer zu erreichenden Randbereich verlegen. Dies war die richtige Entscheidung, denn auf dem nächsten
Foto seht ihr wie sich noch am gleichen Tag Feuchtigkeit unter der Dampfsperre bildete.
Hätte ich die Dampfsperre komplett verlegen lassen, hätte die Decke deutlich länger zum Trocknen gebraucht.

Im Streit um den Sinn und Unsinn der Wärmedämmverbundsysteme ist es mir nicht 100%
gelungen den Durchblick zu bekommen. In Zwischenzeit scheint aber festzustehen, dass Wände nicht zu "atmen"
brauchen wenn die Innenraumluftfeuchte über eine Lüftungsanlage reguliert wird. Die thermische Hülle eines
modernen Hauses muss vor allem luftdicht sein damit keine Wärme mit der Luft verloren geht. Dies verhindert
zum Großteil auch, dass Feuchtigkeit in der thermischen Hülle an kalten Grenzschichten kondensiert. Innen
entstehende Feuchtigkeit durch Duschen oder Kochen kann durch die Lüftungsanlage evakuiert respektive
verteilt werden, ohne dass die darin enthaltene Wärme verloren geht. Bei den Außenwänden wird die Luftdichtheit
meist durch den Innenputz erreicht. Bei gedämmten Dachgeschossen garantiert die Dampfsperre gleichzeitig die Luftdichtheit
und die Diffusionsdichtheit. Der Feuchtigkeitstransport durch Diffusion ist deutlich geringer ist als der durch
Luftaustausch. Dieser Diffusion kann mit einem massiven Mauerwerk oder einer Dampfsperre
entgegengewirkt werden. Hilfreich waren mir in diesem Kontext folgende Seiten:
Dann gibt es noch das Thema Mineral- oder Silikonharzputz.
Kein Mensch will eine dieser algenbefallenen Fassaden haben, wie sie heute oft bereits nach ein Jahren auftreten.
Natürlich hat jeder Putzhersteller das ultimative Produkt dagegen, obwohl man inzwischen weis, dass dieses "Problem"
hauptsächlich daher kommt, dass durch die stark isolierten Fassaden nicht genug Wärme nach aussen dringt, um die Fassaden
schnell genug abzutrocknen und so den Algen den Nährboden zu nehmen.
Lange Rede, kurzer Sinn, ich habe mich für Silikonharzputz entschieden, aber die Argumente für den einen oder anderen
Putz waren ziemlich ausgeglichen. Jetzt nach 6 Jahren (Stand 2022) bilden sich bereits die ersten deutlich sichtbaren
Streifen. Spannend dabei ist aber, dass bei den beiden Nachbarhäusern Mineralputz verwendet wurde, vom gleichen Hersteller
(Saint-Gobain Weber), vom gleichen Verputzer verarbeitet und mit gleicher Dämmstärke. Ideale Bedinungen also zum Vergleich.
Und was soll ich sagen, der Mineralputz schneiden bisher besser ab.
benötigtes Werkzeug:
Hier meine Liste der unabdingbaren Werkzeuge selbst wenn ihr nur wenig Hand anlegen wollt:
- Laserdistanzmessgerät (das aller einfachste bis 15m reicht vollkommen)
- Nageleisen 800mm
- Zimmermannshammer
- Industriestaubsauger (das Beste ist gerade gut genug)
- starke Taschenlampe (zur Kontrolle der Oberflächenbeschaffenheit der Putze und Anstriche)
- idealerweise auch ein Bandmaß (50m)
Timeline:
So ist es geworden (Stand:
29.07.2017)

Ich war jeden Tag ein- bis zweimal auf der Baustelle und obwohl vieles gut lief gab es jeden Tag
ein paar Details oder Fragen zu klären. Es lohnt sich also Präsenz zu zeigen und von den meisten Handwerkern
wird das auch begrüßt.
Welche Ideen haben funktioniert, welche nicht?
- Fussbodenheizung und Lüftung im Keller
Ich wollte vom Keller bis zum Obergeschoss ein offenes Treppenhaus haben. Dies zog in letzter Konsequenz
nach sich, dass der ganze Keller bis auf die Garage in die thermische Hülle gepackt werden mußte.
Es wurde mir
nahe gelegt diesen dann auch zu heizen und in die Lüftungsanlage einzubeziehen.
Die Fussbodenheizung im Keller habe ich aber in der Zwischenzeit komplett ausgeschaltet. Im Winter habe
ich so "frische" 15°C im Keller und trotz offenem Treppenhaus und offenem Erdgeschoss immer noch 21°C im EG und OG.
Im Sommer werden es aber schon mal 21°C im Keller. Das kommt wahrscheinlich zum Teil durch die Lüftungsanlage
die durch den zentralen Wärmetauscher dem Temperaturunterschied im Haus entgegenwirkt.
Auf die Lüftung der Kellerräume würde ich aber nicht verzichten wollen, denn sie verhindert, dass
eingeschleppte Näße zu stagnierender Feuchtigkeit in den Kellerräumen führt. Ich habe mehrere Bekannte
die Feuchtigkeitsprobleme in unbelüfteten Kellerräumen außerhalb der
thermischen Hülle hatten.
- Enthalpiewärmetauscher und Lüftung allgemein
Der Enthalpiewärmetauscher hat sich voll bewährt. Die Luftfeuchtigkeit ist bisher nicht unter
50% gefallen. Was die Lüftung betrifft so hatte sich der Installateur ja zu der Aussage hinreißen lassen,
dass er etwas falsch gemacht habe, wenn ich etwas von der Anlage hören würde. Eine gewagte Aussage an einen
Audiophilen aber nachdem ich ihn zweimal an seine Worte erinnert hatte, hat er es tatsächlich hingekriegt, dass
die Strömungsgeräusche im Nennbetrieb (Stufe 2) kaum noch zu hören sind. Das eigentliche Lüftungsgerät ist
aber keineswegs lautlos, das würde ich mir nicht neben das Schlafzimmer hängen.
Da man regelmäßig Leute hört die von Lüftungsanlage enttäuscht sind oder ihr sketptisch gegenüberstehen,
möchte ich hier mal eine Lanze dafür brechen. Ein korrekt dimensionierte, eingestellte und gewartete
Lüftungsanlage ist nicht nur umwelttechnisch genial sondern ein echter Luxus. Kein Morgenmief mehr im Schlafzimmer,
keine ewig feuchten Badezimmer oder Kellerräume und wenig Kochgerüche bei offenen Architekturen. Das alles ohne
spürbaren Luftzug und hörbare Geräusche.
- Kalkputz
Die Wirkung des Kalkputzes kann mich bisher kaum überzeugen gegenüber dem des Gipsputzes.
Der Kalkputz soll ja die Feuchtigkeit besser regulieren. Teilweise wird sogar davon gesprochen,
dass nach dem Duschen noch nicht einmal
der Spiegel anlaufen würde. Das kann ich mit meiner italienische Dusche leider nicht bestätigen. Was ich allerdings bestätigen kann
ist, dass in der Trockungsphase des Baus das Wasser an den Kalkputzwänden herunterlief während
die Oberfläche des Gipsputzes lediglich feucht war.
Durch die grobkörnige Oberfläche muss man auch bedenken, dass Schäden und Risse wie sie beim Hausbau gerne mal
vorkommen können nicht weggespachtelt und herausgeschliffen werden können, sondern ein neuer Putz
aufgetragen werden muss.
zeitgleiche Aufnahmen, beides sind Aussenwände
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Kalkputz |
Gipsputz |
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- Intelligente Zirkulationspumpensteuerung
Warmes Wasser 24h/24h im Kreis laufen zu lassen nur damit man innerhalb von Sekunden welches zur Verfügung hat
wenn man es braucht ist mit viel Wärmeverlusten und Stromverbrauch verbunden. Ich habe mir deshalb eine
Circon Zirkulationspumpensteuerung geholt, die sowohl mit der Zeit lernt wann man üblicherweise warmes Wasser
braucht aber auch spontane Anfragen erlaubt. Allerdings installieren die Installateure meist sehr sparmsame
Zirkulationspumpen mit dementsprechend geringem Durchfluss. Das ist für einen Dauerbetrieb auch sinnvoll.
Bei der Verwendung einer intelligenten Zirkulationspumpensteuerung sollte man aber leistungstärkere Pumpen verwenden,
damit bei spontanen Anfragen das warme Wasser auch in einer akzeptablen Zeit ansteht.
Mit meiner 4,5 Watt Zirkulationspumpe vergehen schon mal 5 Minuten bis am entferntesten
Wasserhahn warmes Wasser ansteht.
Das Lernverhalten der Steuerung ist dagagen super und man kann sogar stufenlos einstellen ob Komfort oder
Energieersparnis überwiegen soll.
- wandbündige LED Profile
Es gibt tolle LED-Profile für flächenbündigen Einbau in Trockenbauwände. Mir hat die Optik gefallen,
aber ich habe keine Trockenbauwände. Also habe ich einfach 15mm tiefe U-Profile direkt auf die Mauersteine
geschraubt und mit Klebeband verschlossen. Der Verputzer hat den Gipsputz entlang der U-Profile gezogen.
An der Decke habe ich in Absprache mit dem Verputzer nur 10mm tiefe Profile verwendet sonst wäre die
Gipsschicht zu schwer geworden. Mit 10mm sind allerdings grad noch die LED Punkte
durch die diffuse Abdeckung zu sehen.
Anschließend das Klebeband abschneiden, streichen, LED-Streifen in die U-Profile kleben und anschließen,
Profilabdeckung anbringen, fertig. Zugegeben es war mehr Arbeit als es jetzt klingt,
aber das Resultat finde ich ganz nett.

- Elektrischer Handtuchwärmekörper
Da es wohl nicht ganz einfach/effizient ist ein Bad mit Hilfe der Fussbodenheizung auf 24°C aufzuheizen,
wird oft ein elektrischer Handtuchwärmekörper installiert der punktuell bei Bedarf manuell eingeschaltet
werden soll. Die Enttäuschung nach der ersten Inbetriebnahme war groß obwohl ich hätte wissen müsse, dass
es ein 900 Watt Heizstab kaum mit einem klassischen Heizkörper aufnehmen kann. Vor allem aber die Trägheit
des Handtuchwärmekörpers hat mich enttäuscht. Vor dem Duschen einschalten und nach dem Duschen in ein
schnuckelig warmes Handtuch
steigen könnt ihr getrost vergessen. Meinen Installateur wird es nicht freuen, aber ich bleibe dabei:
"Elektrische Handtuchwärmekörper sind teure Handtuchhalter".
Wer die 24°C im Bad unbedingt braucht, sollte sich einen Heizlüfter mit
2000W hineinstellen. Da habt ihr innerhalb von 5 Minuten die wohlige Wärme die ihr haben wollt.
- WC mit Geruchsabsaugung
Genial dagegen ist das Geberit DuoFresh. Das WC in meinem Bad steht ungünstig zum Lüftungsstrom,
so dass ich befürchtete Gerüche könnte ewig im Bad stagnieren. Der Installateur hat mir ein WC mit
Geruchsabsaugung vorgeschlagen. Hätte ich gewußt, dass das so gut funktioniert und dabei so wenig
Luftzug zu spüren ist, dann hätte ich es auch im Gäste-WC installiert.
Der Geräuschpegel des Lüfters ist erträglich.
Nachtrag: Nach anderthalb Jahren funktionierte die Absaugung plötzlich nicht mehr.
Geberit Deutschland wollte sich selber um die Reparatur kümmern. Ganze zweieinhalb Monate und viele Emails
später ist die Firma Inicom als Servicepartner von Geberit vorbeigekommen um die kaputte
Steuerung zu tauschen.
Nach zwei weiteren Jahren ist die neue Steuerung wieder kaputt gegangen. Ich habe die Steuerung, dann selber
mti Hilfe meiner Smart Home Anlage realisiert.
- Kaminofen in Niedrigenergiehaus
Kaminöfen haben spielend soviel Leistung wie die Heizungsanlage für ein ganzes Niedrigenergiehaus.
Da besteht durchaus das Riskio, dass man den Ofen bereits nach einer halben Stunde freiwillig ausbrennen
läßt da es bereits zu warm ist.
Kaminöfen in Niedrigenergiehäusern müssen also entsprechend wenig Leistung haben (bye bye Panoramaöfen)
und sollten idealerweise in
größeren Räumen stehen. Mein offenes Erdgeschoss und Treppenhaus waren da sehr hilfreich. Ich kann den
Ofen sogar zum punktuellen Zuheizen nutzen. Mit der Heizungsanlage heize ich das Haus auf 20°C und wenn ich
nach Hause komme kann ich recht schnell mit dem Ofen wohlige 22°C schaffen.
Ich wöllte den Ofen nicht mehr missen.
- keine Raumthermostate
Fussbodenheizungen sind sehr träge. Nach Heizungspannen kann es schon mal 2 Tage dauern bis die
Temperatur ihr Soll wieder erreicht hat. Zudem geht bekanntlich bei Niedrigenergiehäusern wenig Wärme verloren.
Es ist also durchaus sinnvoll das Haus Tag und Nacht konstant auf einer Temperatur zu halten.
Somit stellt sich die Frage ob Raumthermostate tatsächlich nötig sind. Zwei unabhängige Quellen bestätigten mir,
dass dies nicht nötig sei und ich kann dies nur bekräftigen. Mit Hilfe der Heizkurve stellt man sicher,
dass der wärmste Raum im Haus unabhängig von der Aussentemperatur eine konstante Temperatur hat.
Die unterschiedlichen Raumtemperaturen stellt man dann in den Fussbodenverteilern über den Durchfluss in den einzelnen Heizkreisen
der Fussbodenheizung ein. An die richtige Einstellung muss man sich rantasten.
- Raffstoresteuerung
Ich habe viele Fenster und deshalb muss man im Sommer schon etwas gegen die einfallend Sonne tun,
sonst wird es schnell zu warm. Im Winter dagegen ist jeder einfallende Sonnenstrahl willkommen. Es ist durchaus
sinnvoll all dies einer elektronischen Steuerung zu überlassen. Anfangs hatte ich geplant die Steuerung
davon auch über eine Siemens Logo vorzunehmen, aber nachträglich gesehen war es schon besser,
dass ich eine spezialisierte Steuerung dafür geholt habe.
- Elektrik
Bei Zeitmangel spart man als erstes an der Planung des Bereichs wo man sich am Besten auskennt
weil man sich sagt, dass man da immer irgendwie klar kommt. In meinem Fall war das die Elektrik.
Dies hat sich etwas in der Größe der Verteilerkästen gerächt.
Es war zwar richtig einen Verteilerkasten pro Etage vorzusehen, aber abgesehen von Standard-Elektrik ist alles andere
unglaublich verschwenderich bezüglich der Anzahl an benötigter Schienen. Sobald Steuerungen und Transformatoren
ins Spiel kommen
würde ich nicht mehr unter 6 Schienen pro Etage gehen, bei Verwendung von KNX eher mehr.
Dabei bringt es nix 6 Schienen untereinander zu haben, denn dann reicht die Breite der Kabeleinführungsöffnungen
gar nicht für all die Kabel. Schon 4 Schienen untereinander sind meines Erachtens sinnlos bei Unterputzverteilern.
Bewährt hat sich dagegen das Verlegen der Installationsrohre für die Lampen und Melder in die Betondecken.
Dazu müssen natürlich bereits in der Rohbauphase die genauen Positionen aller Lampen bekannt sein!
Plant 8 Mannstunden pro Decke ein um die Rohre in die Bewehrung zu legen und gebt eurem Statiker schriftlich Bescheid,
wenn ihr Installationsrohre in den Beton legen wollt. Für den Anschluss der Installationsrohre an
die Verschalungsbretter holt ihr euch am besten Deckenkrümmer, wenn die Bretter zu teuer zum Durchbohren sind.
Unbedingt Installationsrohre mit eingezogenem Ziehdraht verwenden, auch wenn es das nicht im Baumarkt gibt. Wenn ihr
nicht hören wolltet und eure Einziehhilfe mal wieder 10cm vorm Rohrende hängen bleibt noch ein Tipp:
Ein Stück Schwamm an einen dünnen Faden binden und den Schwamm von eurem Staubsauger durch
das Installationsrohr ziehen lassen. Hat wunderbar geklappt als der Ziehdraht mal gerissen war.

- Anstrich
Um Geld zu sparen und die Diffusionsoffenheit der Wände zu verbessern, habe ich direkt
auf den Gips streichen lassen, so wie es bei Decken durchaus üblich ist.
Das setzt natürlich voraus, dass der Gipser eine 1A Arbeit geleistet hat.
Das Ergebnis ist selbstverständlich nicht ganz so perfekt wie wenn man vorher tapeziert hat,
aber das Resultat ist ganz ok. Ich habe eine Silikatdisperionsfarbe verwendet,
da reine Silikatfarben auf Gips unter Umständen nicht halten.
Der Maler hat sich entschieden die Farbe zu sprühen statt zu rollen. Das würde ich nicht mehr
akzeptieren. Erstens war die Farbe zu dickflüssig und es gab teilweise Tropfnasen. Vor allem
aber ist die Oberflächenbeschaffenheit eine andere wie beim Rollen und somit fallen Retouchen
im Gegenlicht auf.
Was würde ich heute anders machen?
- Mineralputz statt Silikonharzputz nehmen für die Fassade
- Gips statt Kalkputz nehmen
- keinen elektrischen Handtuchwärmer mehr installieren lassen
- größere Stromverteilerkästen nehmen. Bei Smart Home Systemen min. 2x4 Hutschienen pro Etage
und Verbraucher nicht direkt von der Steuerung sondern über zwischengeschaltetes Relais schalten.
- genauen Verlegeplan der Fliesen anfertigen lassen
- überall WC mit Geruchsabsaugung installieren
- Innentüren die aus der thermischen Hülle herausgehen als Außentüren in
Standardmaßen planen, also ohne Zarge.
- Selbst frostsichere Außenzapfstellen (FROSTI®) mit Absperrventil
innen planen
- Terrassendielen nur noch quer zum Haus mit 2% Gefälle verlegen
Ich habe verschiedenen Gefällen und Ausrichtungen bei den Terrassen
verwendet und nur eine Aurichtung quer zum Gebäude und ein Gefälle
von min. 2% garantieren, dass kein Wasser auf den Dielen stagniert.
- Fensterkontakte mit Kontrolle der Verriegelung nehmen
Normale Fensterkontakte stellen nur fest ob ein Fenster geschlossen
ist, aber nicht ob es auch verriegelt ist. Fensterkontakte mit Verriegelungskontrolle
werden meistens vom Fensterhersteller angeboten, sind aber bedeutend
teurer als normale Fensterkontakte. (Zu meiner Zeit 65€ pro Fenster).
In der Gesamtmasse geht das aber unter. Auf Anraten des Fensterbauers
hatte ich mich für die einfachen Fensterkontakte entschieden, das
war ein Fehler.
- Anstrich nicht mehr sprühen sondern rollen lassen
- Granitschwelle für Garagentor nicht mehr geschliffen sondern
geflammt holen. Zu rutschig wenn nass.